VORTRAG UND GESPRÄCH MIT LUDWIG SEYFARTH ZUR AUSSTELLUNG "SOMETHING BETWEEN US"

Am Dienstag, den 18. Januar 2022 um 18 Uhr diskutiert Ludwig Seyfarth im Rahmen der digitalen Vortragsreihe "Routes of Empathy" mit Prof. Stella Geppert an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle über die Reflektion des Zwischenmenschlichen in der heutigen Kunst anhand der Ausstellung "Something Between Us", die er gemeinsam mit Harriet Zilch von der Kunsthalle Nürnberg kuratiert hat.

https://www.burg-halle.de/kunst/kunst-lehramt-kunstpaedagogik/kunst-lehramt-kunstpaedagogik/aktuelles/a/vortrag-und-gespraech-mit-ludwig-seyfarth-zur-ausstellung-something-between-us/

Die Ausstellung wurde kurz vor dem ersten Lockdown in KAI 10 | ARTHENA FOUNDATION in Düsseldorf eröffnet, die ursprünglich ab Juni 2020 geplante zweite Station in der Kunsthalle Nürnberg musste wegen Corona verschoben werden. Eröffnung ist nun erst am 18. Februar 2022.

https://www.kunstkulturquartier.de/kunsthalle/ausstellungen/vorschau-detail/blog/1372?cHash=0a3d8729d6ebb1d9cd5a36de3bb922b1

Something Between Us

Infos zur Ausstellung: 

Aristoteles charakterisierte den Menschen als „Zoon politikon", als soziales wie politisches Lebewesen, das zwischenmenschliche Verbindungen eingeht, weil ihm Gemeinschaft ein grundlegendes Bedürfnis ist. Und auch heute steht der Mensch, trotz einer zunehmend individualisierten Gesellschaft, mit seinem Umfeld in einem komplexen, wechselseitigen Abhängigkeitsverhältnis. Partnerschaften, Verwandt­schaftsbeziehungen, Freundschaften und andere emotionale Bindungen definieren ein verschlungenes Beziehungsgeflecht. Die internationale Gruppenausstellung Something Between Us thematisiert den Menschen als Gemeinschaftswesen, als „Zoon politikon". Dabei blickt die Ausstellung auf die anthropologischen Konstanten zwischenmenschlicher Beziehungen: Liebe, Empathie Geborgenheit, Fürsorge und Sicherheit einerseits, andererseits aber auch Hass, Rollen­fixierung, Abhängigkeit, Maßregelung und Ausgrenzung. Something Between Us fragt auch, wie sich die vertrackten Strukturen des Miteinanders im digitalen Zeitalter ver­ändern. Lassen sich sozialinteraktive und kognitive Beziehungen auch zu nicht-menschlichen Akteur*innen aufbauen und wie verändern diese Bindungen das zwischenmenschliche Miteinander? Wandeln sich damit auch die Vorstellung des Lebendigen und die Meta­phorik von Leben und Tod? Gibt es eine private Sphäre überhaupt noch, wenn unsere materiellen, aber auch unsere zwischenmenschlichen Bedürfnisse, unser Sein und Handeln, durch unsere Internetaktivität zunehmend transparent sind? Bereits die 1968er-Bewegung diskutierte die Frage nach dem Politischen des Privaten: Das Private ist politisch und das Politische ist privat, verkündet ein alter Sponti-Spruch. In unserer Gegenwart, in der auch die intimsten Sphären immer stärker von neoliberalem Selbstoptimierungsdruck geprägt sind und wir permanent mit der öffentlichkeitswirk­samen Inszenierung von „privatem" Leben konfrontiert sind, stellt sich diese Frage aus einem veränderten Blickwinkel. Letztlich fragen wir mit Something Between Us auch danach, ob Bilder des Zwischenmenschlichen ein überzeugender ästhetischer Ausdruck demokratischer Gesellschaften sein können. Die Ausstellung zeigt gattungsübergeifend – Malerei, Zeichnung, Film, skulpturale Installation und Performance – Werke internationaler Künstler*innen, die sich auf eindrückliche Weise den existenziellen Fragen des (zwischen)menschlichen Daseins widmen. 

Something Between Us zeigt Arbeiten von Kirstin Burckhardt, Miriam Cahn, Teboho Edkins, Vivian Greven, Luzia Hürzeler, Alice Musiol, Warren Neidich, Stefan Panhans, Sibylle Springer, Thomas Taube und Andrea Winkler.

Ludwig Seyfarth ist Kunsthistoriker, Autor und Kurator und lebt in Berlin. 2007 erhielt er den ADKV-ART COLOGNE Preis für Kunstkritik. Seit 2009 war er Vizepräsident und von 2013 bis 2018 Generalsekretär der AICA Deutschland. Als Ausstellungskurator war er u. a. für das Kunsthaus Hamburg, die Villa Merkel in Esslingen, Kunsthaus und Kunsthalle Nürnberg und das KINDL – Zentrum für Zeitgenössische Kunst in Berlin tätig, seit 2010 regelmäßig für KAI 10 | ARTHENA FOUNDATION, Düsseldorf. Gastprofessuren und Lehrtätigkeiten an verschiedenen Kunsthochschulen, aktuell Verwaltung der Professur „Kunst im Diskurs" an der HBK Braunschweig.